Mückenschwärme statt Menschenmassen

Nun doch nicht Plitvizer Seen mit Karl May Romantik. Es war einfach gigantisch voll und so flüchteten wir vor dem Szenario sich mit tausenden von Menschen im Nationalpark umherzuschieben und fuhren so weit wie möglich auf Nebenstraßen nach Slowenien an die Adria, um dort nach Abweisung beim ersten Campingplatz am zweiten in einem Schwarm von Stechmücken zu landen.

Was für ein zweifelhafter Handel. 

Ein Höhepunkt des Tages war das Mittagessen in Bakarac, eine Fischplatte wie man sie sich wünscht.

Doch immerhin waren wir abends im Meer baden, was auch nötig war nach bis zu 36 Grad.

Die Route 

Heute wars nur von unten nass

Zumindest wenn man die Dusche am Morgen und ein paar kaum wahrnehmbare Tropfen vom Himmel während der Fahrt am Vormittag vernachlässigt, kam heute das Wasser nur aus Pfützen auf uns und unsere Motorräder.

Von Sarajevo weg nahmen wir eine offizielle Straße durchs Gebirge, von der wir schon wussten, dass sie einen offroad Anteil hat. Bei der Pfadfinderei half uns dann mit Lächeln und Gesten ein Lkw-Fahrer, der mit Baumstämmen beladen aus dem Wald kam und uns verständlich machte, dass der Weg weiter oben unpassierbar sei, weil der Regen der letzten Tage zu heftig war. Doch er hatte eine Alternative parat, der wir ohne weiteres folgten – und sie brachte uns auf einer Art Wanderweg an das gewünschte Zwischenziel.

Im nächsten Ort versorgten wir uns (mal wieder) mit etwas essbarem und hatten sehr nette kurze Kontakte zu einem alten Barbier und einem Friseur, der die Kindheit bis einschließlich Grundschule in Warendorf verbracht hatte und uns nun half, uns beim Bäcker verständlich zu machen.

Die Strecke mit Tagesziel Plitvizer Seen führte uns entlang eines Flusses und über weitere Berge, meist unspektakulär, jedoch schön und abwechslungsreich. 

Auffällig war die Veränderung der Ortschaften als wir im Nordwesten von Bosnien in die Teilrepublik Srpska kamen, welche serbisch-orthodox geprägt ist, so dass mit einem Mal die Moscheen verschwanden und stattdessen teils prächtige orthodoxe Kirchen ihren Platz einnahmen. Man bekommt so einen Eindruck davon, wie willkürlich und zwanghaft Grenzziehungen selbst heute noch sind.

 

Erstaunlich war, dass nach dem gestrigen Ausfall der Lampe für das Hauptlicht bei meinem Motorrad heute auch an Michels die Beleuchtung ausfiel. Doch beides sind Standard-Leuchten, die an Tankstellen zu kriegen sind.

Im Nationalpark Plitvizer Seen fanden wir einen kleinen Campingplatz und nahmen uns ein Plätzchen mit speziellem Loveseat

Die Route 

Sarajevo – wie auf einem anderen Kontinent

Übrigens war es heute Morgen in Zadar bedeckt und wir wurden auf der Fahrt nach Sarajevo mehrfach heftig nass. 

Am außergewöhnlichsten war sicherlich, dass die Straße zweimal plötzlich von einer Teer- zur teils ausgewaschenen Schlaglochpiste wurde. 

Kroatien auf Nebenstraßen zeigt sich plötzlich von einer ziemlich uneuropäischen Seite nämlich entvölkerte Dörfer. Plötzlich tauchen dann aus dem Nichts Luxuskarossen auf. Die Landschaft ist wild und schön – so zum Beispiel Skradin – und die Straßen scheinen an vielen Ecken die einzige Zivilisation zu sein.

Nach dem Grenzübertritt zu Bosnien-Herzegowina erscheinen die Dörfer richtiggehend deutsch – inklusive runder Regenfallrohre. 

Wir fuhren an mehreren Seen vorbei, zuerst am Buško jezero. Nach einer Mittagspause an einem Pekera gelangten wir auf eine Hochebene – Blidinje – mit den bereits erwähnten Schotterpisten hinunter nach Jablanica am Neretva, wo die ersehnte Tankstelle die 1150 GS von größerem Durst erlöst hat. 

Der Versuch, die Reststrecke nach Sarajevo zeitlich abzukürzen wurde von zwei lustigen Männern in Uniform vereitelt, die uns für das überfahren einer durchgezogenen Linie – noch dazu auf einem Viadukt (!) – mit je 52 bis 156€ strafen wollten, was darin endete, dass wir ohne offizielles Strafmandat mit einem 50€ Schein weniger einfach weiterfahren dürften. Und war es recht, den beiden sicher auch.

 

Sarajevo empfanden wir beide als mehr als lohnenswert, denn die muslimisch dominierte Stadt wirkt endgültig wie auf einem anderen Kontinent und das gerade mal 1000km Luftlinie entfernt von zuhause.

Die Route 

Nach Regen kommt wirklich Sonne

Start diesen Morgen ohne Frühstück… Tststs 

Immerhin gab’s vom Bäcker um die Ecke ein Croissant auf die Hand und es war zunächst wieder trocken für die Fahrt entlang der Soća. In Kanal, einem schön an der Soća gelegenen Dorf, gab es dann endlich den ersehnten ersten Kaffee des Tages.

Fürs richtige Frühstück war Triest, die schöne alte K&K-Kaffeestadt, angepeilt.

Auf der Weiterfahrt begann es mal wieder teils heftig zu regnen, weswegen wir eine Weile unter dem Dach einer Bushaltestelle verbrachten und wieder alles dicht machten für die anstehende Regenfahrt nach Kroatien. Am Grenzübergang selbst machte der Regen während des ca. viertelstündlichen Staus Pause. 

 

Für eine kleine Vesper zur Mittagspause fanden wir einen Abzweig in eine kleine Siedlung an der Küste südlich von Rijeka, wo wir in einer Sackgasse an einem Rohbau anhielten und auf zwei Familien im Nachbarhaus trafen, die uns mit einem Ladeversuch meines streikenden iPhones und einem Kaffee unter dem schützenden Dach eines Feigenbaumes bei Laune hielten.

Weiter südlich bei Senj fiel im Sonnenschein an der Tankstelle die Entscheidung nun doch nicht zu den Plitvizer Seen zu fahren, weil es dort doch wieder nur heftige Gewitter am Abend und auch am Folgetag geben sollte und so wählten wir als Tagesziel die Stadt Zadar, was sich als goldrichtig rausstellen sollte, denn sowohl die Fahrt dorthin auf der Küstenstraße, die Fährfahrt von Prizna auf die Halbinsel Pag und die karge Schönheit von Pag waren grandios, wie eine Mondlandschaft zum einen und ein bisschen wie Wildwest-Kulturland, wo man jederzeit damit rechnen muss, dass ein Ranger mit der Knarre angeritten kommt, um sich vor Rinder-Diebstahl präventiv zu schützen.

Zadar selbst war – keine Überraschung – überfüllt von Touristen, doch wir fanden eine zwar späte doch ruhige Ecke für ein leckeres Abendessen.

Die Route 

Eichndlich wars gans schö

Nur hinnenaus hads gschüdd wie nedd gscheid und ghachld hads dassm Michel di Middessa vo da Nas nausgschoche hadd…

Bei der Abreise in Sterzing hatte es glatt aufgehört zu regnen und so schmissen wir uns in den Samstagsverkehr zunächst auf der Hauptroute nach Osten in die Dolomiten über Bruneck und Toblach nach Sexten, wo wir uns mit Südtiroler Speck, Käse und Brot versorgten, um später unterwegs eine Rast am Berg machen zu können. Den ersten Regenguss des Tages überstanden wir nach überqueren des Kreuzbergpasses beim Cappuccino in Laggio di Cadore.

Das Panoramabild entstand dort wo wir unsere Brotzeit machten.

Über den nächsten Pass ging es am Lago di Sàuris hinein nach Slowenien.

Kurz vor der Grenze fand sich ein besonderes Vehikel…

Das besondere Ziel war sogleich der Mangart, ein Sackstrasse mit sich mehrfach kreuzender Route.

Auf der Weiterfahrt lag der grandiose Wasserfall Virje, zu dem wir doch tatsächlich mal eine viertel Stunde laufen mussten.

Als Tagesziel hatten wir uns Tolmin ausgewählt, doch etwa 20 km vorher erwischte uns noch ein Wolkenbruch, der das Fahren fast unmöglich machte, nur das Ziel vor Augen – zumindest vor dem geistigen, denn eigentlich sah man nichts mehr – fuhren wir in Schleichfahrt bis nach Tolmin.

Das Bild lässt den Wolkenbruch erahnen, wir bleiben noch kurz stehen und versuchten uns so dicht wie möglich einzupacken, was weitgehend gelang.

 

 

Die Route von heute 

Überraschende Abkühlung

Die geplante Alpenrunde mit Michel wird ausgeweitet zur Tour auf den Balkan – Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina sind die Ziele neben Österreich und Italien als Transit-Länder.

Am Ende der A7 wählten wir die Route übers Hahntennjoch, das Ötztal, Timmelsjoch und Jaufenpass nach Sterzing, wo nach mehr als 500km Schluß sein sollte. 

Spruch des Tages: „Wir biegen jetzt ab nach Süden, da wird’s trocken…“

Nur um dann erneut in einen Platzregen auf der Südrampe des Jaufenpasses zu kommen.

Die Route 

 

Wieder zurück

…Und es fühlt sich alles gut an!

Zwei Bilder nur heute, vom Grenzfluss Rhein und vom finalen km-Stand.

Damit waren es also 10.963 km in 48 Tagen durch Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Spanien, Frankreich, Schweiz, Italien, Schweiz und Deutschland. 

Mehr Resumee folgt…

Und die Route natürlich 

Currywurst mit Scheurebe

Schon hieß es wieder Abschied nehmen vom Thuner See…

So schön es dort war, das mit dem Geist von Spiez hat ja irgendwie noch gar nicht funktioniert, den Jungs spukt wohl was ganz behäbiges im Kopf rum.

Zunächst fuhr ich hoch nach Grindelwald, um mir das majestätische Dreigestirn aus Jungfrau, Mönch und Eiger wenigstens mal kurz anzusehen. 

Welcher nun welcher ist, vermag ich leider nicht zu sagen.

Ein idyllisch altmodisches Bild gab die vorbeifahrende Zahnradbahn ab.

Dann nahm ich Kurs auf die beiden letzten Alpenpässe dieser Tour, den Grimsel- und Furkapass.

Neben der Strecke lag Zumdorf im Urserental, das kleinste Dorf der Schweiz.

Auf dem Weg zu meiner letzten Übernachtung bei Katarina und Markus etwas westlich von Zürich, fiel mir eine alte Geschichte von Markus – einem früheren guten Arbeitskollegen – wieder ein, der als alter Berliner mal unfreiwillig meinen Horizont erweitert hat, indem er vorgeschlagen hatte, man könne ja mal ne Currywurst zu einer Scheurebe essen.

Wir haben uns dann natürlich zusammen die Spiele Deutschland – Mexiko und Brasilien – Schweiz angesehen. Der Ausgang der beiden Spiele wird in seiner Kombination anstrengende Kontakte mit Schweizer Arbeitskollegen und Nachbarn zur Folge haben…

 

Die Route 

Der Geist von Spiez

Weiter ging’s heute mit „schön nach Hause“.

Von Moutiers weg fuhr ich gleich Serpentinen hoch zum Bergdorf Notre-Dame-du-Pré in Savoyen.

Überhaupt gefällt mir Savoyen deutlich besser als Haute-Alpes davor. Es sieht mehr nach alpin aus wie ich es kenne. Und einige Landschaftsszenarien erinnern mich doch sehr an Modelleisenbahn-Landschaften aus meiner Kindheit. Kindheitserinnerungen sind einfach immer was schönes – solange es positive sind.

Weiter ging es zum kleinen Sankt Bernhard und schon war ich in Italien.

Die Straße führte mich hinunter in das Aostatal, in das ich schon so lange einmal wollte

und über ein Schleife wieder hoch zum großen Sankt Bernhard.

Die Fahrt hier hoch war prächtig und durchaus anstrengend, auch weil viel Verkehr war, doch ein Fahrer mit einer R100/GS aus den 80ern machte es vor und ich hängte mich an ihn dran. Auf der Passhöhe gelangte ich in die Schweiz und – welch Überraschung – auf der anderen Seite hinunter.

Nach ein paar weniger schönen Kilometern durch das Tal der letzte Pass von heute, der Col des Mosses – es schien, als wären alle Motorradfahrer der Schweiz hier verabredet. Auf dem Sattel oben müssen anscheinend alle sich zusammenrotten, was mir echt mal wieder zu viel war. Und ständig diese Bilder mit Moped im Vordergrund….

Ein paar hundert Meter weiter hatte ich einen viel schöneren Platz für mich alleine. Ein echter Biker bin ich wohl nicht.

Durch das Berner Oberland – wunderschön war es da – 

gelangte ich zum Thuner See, meinem Tagesziel. Ich wollte was Besonderes  für unsere Fußball-Nationalmannschaft tun, nämlich nichts weniger als die Grundlage für die Titelverteidigung legen… Und ich fand das Hotel Belvedere, das damalige Mannschaftshotel –

Uuuuund…

Ich fand den Geist von Spiez!

Ich sprang sogleich auch in den See zur Abkühlung und Bewegung für Beine und Schultern, vor allem letztere waren dann doch etwas verspannt. Es fühlte sich schon nach rundem Abschluss dieser Reise an.

Die Route von heute 

Schön heimwärts

Der Gedanke reifte schon eine Weile. Nach nunmehr sechseinhalb Wochen drückt und zieht es mich doch sehr nach Hause. Noch mal so lange fortbleiben und fern von meiner Familie sein, fühlt sich nicht mehr gut an.

So nehme ich die französischen Seealpen noch mit und habe heute vier Pässe genommen, jeder anders und zwei davon zählen zu den höchsten, die die Alpen überhaupt zu bieten haben.

Am Morgen fuhr ich erstmal in die entgegengesetzte Richtung, um die Hochebene der Provence mit riesigen Kräuterfeldern zu sehen.

Gleich danach ging es nach Osten ins Gebirge, nicht ohne den Verdon und seine Schlucht noch mal zu tangieren.

Schon der Beginn der Seealpen war mit einem in die Felsen hineingehauenen Straßengewirr ein Abenteuer. Irgendwo in dieser Ecke waren dann auch die 10.000km Fahrstrecke voll. Bis ich zuhause bin, werden es sicher über 11.000 sein.

Nach langer Anfahrt ging es dann hoch zum Col de la Bonette, dessen Scheitelpunkt von schlauen Tourismusmanagern künstlich um eine Schleife erhöht wurde, damit man mit 2802m behaupten kann, dies sei der höchste Pass der Alpen. Das ist natürlich Quatsch, denn der Sattel bleibt der gleiche, vor allem jetzt am Anfang der Saison, wenn die Schleife ohnehin noch wegen Schnee gesperrt ist. Kühle 8 Grad hatte es oben auf über 2700m.

Seltsamerweise kennt googlemaps die direkte Verbindung hinunter nach Jausiers nicht, wodurch die Route des Tages um ca. 3h zu lang angezeigt wird. Eine einsame Kuh auf einer großen Weide kennt das Stück Land  allerdings auch.

In Jausiers gab’s eine kleine Stärkung für Elise und mich, bevor wir den Col de Vars anfuhren. Nett war die Fahrt und harmlos gegen den Col zuvor. 

Da mein eigentlicher Wunsch-Col, der l’Iseran, immer Wintersperre hatte, nahm ich mit dem Col du Galibier vorlieb und wurde doppelt belohnt. Die Route war einerseits um einiges spektakulärer als am Bonette und zum anderen fand dort eine Oldtimer Rallye von sehr coolen Sportwagen statt, bei der einige Teilnehmer offensichtlich die Bergwertung gewinnen wollten, denn einige rasten wirklich auf lebensgefährliche Art nach oben, so dass auch eine Gruppe von drei Autos von der Polizei rausgewunken wurden. 

 

Die meisten Straßenabschnitte oben sind ohne Absturzsicherung und es verursacht ein mulmiges Gefühl, das Rechtsfahrgebot einzuhalten. Ganz oben hatte es hier sogar nur 6 Grad und der Wind war deutlich kräftiger. Richtig spaßig waren auch die 210 Grad Kehren, von denen es hier reichlich gab.

Wieder ganz unten im Tal angekommen, zeigte das Thermometer 28 Grad an, doch die Frisur saß – bzw. klebte zwischen Kopfhaut und Helm.

Der vierte und letzte Pass war der Col de la Madeleine, nur knapp über 2000m hoch, jedoch mit starker Amplitude, da ich ja wieder ganz unten gestartet war. Und es hat sich gelohnt, nicht nur als Vermeidung der langweiligen – zig unschöne und Sommer-leere Skiorte – Verbindung im Tal.

Ganz generell kann ich nun bestätigen, was ich schon öfters erzählt bekommen hatte. Viele Skigebiete in Frankreich sind in Sachen Pistenangebot Top, die Skiorte jedoch – vor allem so wie jetzt außerhalb der Saison – sind es eher nicht.

Niedlich sind die vielen Pelzkameraden, bekannt als Murmeltiere, die hier ganz untypisch überall rumflitzen, auch auf den Straßen, von Scheu keine Spur mehr.

Für die vmtl. letzte Übernachtung in Frankreich wählte ich Moutiers, um am nächsten Tag nah am ersten Pass zu sein.

Die Route (die Strecke von B nach C konnte direkt befahren werden, ca. 3h weniger)